Geschichte und Geschichten

Das Nordertor von Flensburg – eine Geschichte von Erhalt und Wandel

Am 2. Juni 1973 verkehrte die letzte Straßenbahn um das Nordertor, während die umfassende Umgestaltung des Platzes in den neunziger Jahren erfolgte.  Postkarte aus dem Fundus von Gerhard Nowc

Flensburg. An den großen Ausfallwegen der Stadt entstanden im Laufe des 15. Jahrhunderts die großen Tore: das »Nordertor« nach Norden, das »Rote Tor« nach Süden, das »Friesische Tor« nach Westen, das »Kompanietor« zum Hafen sowie das »Johannistor« nach Osten. Über den Vorgängerbau des Nordertores, in den Quellen Norderporte oder Norderpforte genannt, ist wenig bekannt.

Das Nordertor gehört zum Gebäude­komplex der Phänomenta und wird von dieser genutzt. Foto: FSm

Stadttore hatten bis ins 19. Jahrhundert eine eingrenzende, schützende und fiskalische Bedeutung. Durch das Städtewachstum, insbesondere im 19.Jahrhundert, wurden – so auch in Flensburg – die Stadttore eher als Entwicklungs- und Verkehrshemmnis gesehen und abgerissen, in Flensburg zuletzt das »Rote Tor« (1872). Zu Beginn der 1880er Jahre sprachen sich Stadtverordnete dafür aus, auch das Nordertor abzureißen. Die Verkehrsprobleme der Stadt sollten an diesem Ausfalltor eine neue Lösung finden. Ein Gutachten meinte, das Tor sei für die Stadt keine Zierde und deshalb nicht erhaltenswert. Der Regierungspräsident in Schleswig folgte diesen Argumenten nicht und lehnte den Abriss ab.

Die Bebauung reichte an der Westseite bis dicht an das Tor heran. Es wurde entschieden, diese Bebauung abzureißen und die Wegführung um das Nordertor zu legen. Diese Maßnahmen sicherten den Erhalt des Nordertores, die Verkehrsprobleme waren somit vorerst gelöst.

Im Jahr 1902 verfügte der Regierungspräsident in Schleswig, 2.400 Reichsmark in den städtischen Haushalt Flensburgs einzustellen und wichtige Erhaltungsarbeiten für das Baudenkmal durchführen zu lassen. Die Gegner des Stadttores klagten gegen diese Regierungsentscheidung, konnten sich aber nicht durchsetzen. Die Klage wurde abgewiesen und die ersten Instandsetzungsarbeiten konnten aufgenommen werden. Erst im Jahr 1913 wurde dann eine Grundinstandsetzung des Tores in Angriff genommen und das Tor zudem mit einer Uhr ausgestattet

Der 2. Weltkrieg ging auch am Nordertor nicht schadlos vorbei. Amerikanische Bomben beschädigten das Tor schwer, doch konnte es wiederhergestellt werden. Die letzte Strassenbahn um das Nordertor fuhr in den siebziger Jahren, die weitgehende Umgestaltung des Platzes wurde in den neunziger Jahren durchgeführt. Mit Pflastersteinen wurde die Strasse neu gestaltet und Mauern errichtet, die an eine alte Stadtmauer erinnern sollen.

Zu Beginn des 21 Jahrhunderts erlebte der Platz um das Nordertor eine neuerliche Umgestaltung. Das Wissenschaftsmuseum Phänomenta wurde erweitert und ein Zugang zum Nordertor geschaffen. So wird das Nordertor heute von dem Museum genutzt.

Text: Heiko Grüterich

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